Synchronsprechen — Wer und wie ...?


Wie werde ich Synchronsprecher_in?
Es gibt mehrere Wege, Synchronsprecher_in zu werden, der häufigste ist der über die Ausbildung und Tätigkeit als Schauspieler_in. Viele Berufssynchronsprecher_innen sind auch bereits seit ihrer Kindheit als Synchronsprecher_innen aktiv und so in diese Tätigkeit hineingewachsen. Andere Quereinsteiger_innen waren zum Beispiel vorher in anderen Sprechjobs tätig, zum Beispiel in der Moderation, Arbeit fürs Radio oder Fernsehen, oder haben sich anderweitig mit der Wirkung der Stimme, Schauspiel und Artikulation beschäftigt, zum Beispiel in der Tätigkeit als Comedian.
Trotz dieser Vielzahl der Einstiegsmöglichkeiten wird der Weg über die Schauspielausbildung noch als der Gängigste gesehen, da er den Menschen auch den Großteil des nötigen Handwerks mitgibt.
Viele Schauspiel_ausbildungen an staatlichen und privaten Schulen beinhalten auch Module zum Mikrofon- und Synchronsprechen, teilweise in Kooperation mit Studios, welche die
Nachwuchsprecher_innen so schon mal kennenlernen, bei denen man ausprobieren kann, das Gelernte auf diese Arbeit zu übertragen und testen kann, ob die Tätigkeit für einen geeignet ist, welche wie
Theater- und Fernsehschauspiel mit einer hohen Ungleichheit zwischen Nachfrage und Angebot für Berufseinsteiger_innen einhergeht.
Egal ob Schauspieler_in oder Quereinsteiger_in, die wichtigste Grundlage ist sein Instrument, die eigene Stimme, richtig zu verstehen und einsetzen zu können. Bei den Media-Paten gibt es eine
ausführliche Übersicht über die verschiedenen Anforderungen an den Beruf des_der Synchronsprecher_in und wo man seine Stimme ausbilden lassen kann.

Was macht ein_e Synchronsprecher_in?
Schauspieler_innen und Sprecher_innen, welche auch als Synchronsprecher_innen tätig sind, werden je nach Bedarf für Rollen oder Mengenaufnahmen ins Studio geholt. Bei Mengenaufnahmen übernehmen sie mit anderen Kolleg_innen zusammen Kleinstrollen und Hintergrundgespräche für eine Serie oder einen Film, um das Bild zum Leben zu erwecken. Für eine Rolle stehen sie meist alleine im Studio. Meist wird bei einer Serie nicht nur eine Folge, sondern mehrere am Stück aufgenommen.
Das Aufnahmestudio, genannt Atelier, ist in zwei Räume eingeteilt: Ein Raum in dem Regie und Ton sitzen und der Raum, in dem die Sprecher_innen ihre Aufnahmen machen und dabei von Cutter_innen
unterstützt werden. Anders als beim Hörspiel oder Aufnahmen für das Radio gibt es nicht nur den Text, der hier in Form eines Dialogbuches als ausgedrucktes Buch oder digital auf einem Bildschirm
oder Tablet vorliegt, sondern auch Bildschirme die den zu besprechenden Film zeigen.
Die Regie erklärt den Sprechenden den Kontext, führt in die jeweiligen Szenen ein, und gibt Feedback, damit ein zufriedenstellendes Endergebnis entsteht. Die_der Cutter_in ist für den Schnitt
zuständig und achtet darauf, dass das Gesprochene zu den Lippenbewegungen des Bildes passt – und dass das Timing auch stimmt, wenn die Lippen nicht zu sehen sind. Stimmt Schauspiel und Timing,
ist der Take (eine kleine Aufnahmeeinheit, welche je nach Situation nur einen Laut oder mehrere Sätze enthalten kann) abgeschlossen und der nächste wird aufgenommen.
Bei längeren Serien oder Filmen, die noch in der Bearbeitung sind, muss die_der Sprecher_in je nach Größe der Rolle auch mehrmals für ein Projekt erscheinen. Wird im Nachhinein klar, dass z.B.
Namen falsch ausgesprochen wurden oder die gewählte Haltung in einer bestimmten Szene im Gesamtbild nicht mehr funktioniert, werden Retakes fällig: Einzelne Takes werden erneut aufgenommen, um
die Fehler zu beheben und das Ganze zu feilen.

Die Sicht einer Trainerin — Synchron im Sprechstil Atelier
Immer wieder kommen Interessent_innen zu uns, die auch gerne im Synchron Bereich arbeiten möchten. Die Vorstellungen über diesen Beruf gehen dabei weit auseinander. Die wenigsten hatten bereits die Möglichkeit, sich in dem Bereich einmal aus zu probieren, um wirklich heraus zu finden, ob die eigenen Erwartungen und Vorstellungen der „Realität“ entsprechen.
Der Synchron-Bereich ist in der „Sprecher_innenwelt“ ein ganz eigener und auch besonders in seinen Anforderungen. Dazu kommt, dass er sich gar nicht so pauschal in einem Bereich abhandeln lässt,
sondern dass es durchaus unterschiedliche Sparten gibt. Grob gesagt gibt es diese Bereiche:
• Synchronisation von Videospielsequenzen
• Synchronisation von Zeichentrick
• Synchronisation von Sequenzen in der Werbung (Zeichentrick oder Real)
• Synchronisation von Realfilmen und Serien
Für alle gilt — ich spreche als Sprecher_in zu einem bewegten Bild, gebe der Rolle eine Stimme. Ich muss mich schnell in die jeweilige Figur hineinversetzen können, sie mit Leben erfüllen, mit
ihr atmen ...
In unserer Grundlagenausbildung Mediensprechen haben wir ganz bewusst keine Elemente des Synchron eingebaut. Eben da es sich um eine tiefgehende Grundlagenausbildung handelt.
Jedoch ist sie eine wirklich fundierte und hilfreiche Grundlage, falls ein_e Sprecher_in sich anschließend Richtung Synchron weiter entwickeln möchte. Unsere Teilnehmer_innen lernen, was sie tun
können, um ihr Instrument für das sprechen am Mikrofon zu trainieren bzw. bereit zu machen. In einem Jahr begleiten wir sie auf ihrem Weg zu eigenständigen Sprecher_innen die ein Bewusstsein über
ihre Wirkung haben. Die verstehen, was sie tun müssen um eine bestimmte Wirkung zu erzielen und somit auf Anforderungen von außen reagieren können. Dabei kennt jede_r Teilnehmer_in die
persönlichen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten.
Je nach Vorerfahrung eines Sprechers/einer Sprecherin, braucht es noch einige Jahre nach der Grundlagenausbildung, bis Er oder Sie in diesen Bereich starten können. Das hängt immer vom
persönlichen Talent und auch vom Ehrgeiz der Person ab. Schauspieler_innen und auch Sprecher_innen studieren in der Regel 4 Jahre in Vollzeit — das sollte angehenden Sprecher_innen immer klar
sein. Ich halte es grundsätzlich für einen Vorteil, wenn Sprecher_innen von Anfang an mit der konkreten Arbeit am Mikrofon vertraut gemacht werden. Da die Arbeit im Studio andere Anforderungen
mit sich bringt, als die Arbeit auf einer Bühne.

Synchron — Ist das was für mich?
Damit erfahrene Sprecher_innen das herausfinden können haben wir nun einen Synchron-Tagesworkshop in Zusammenarbeit mit G&G Studios in Kaarst geplant. Nicole Hise, die den Workshop leiten wird, ist eine erfahrene Synchronsprecherin, Dialogbuchautorin und Synchronregisseurin.
Dieser Tag soll helfen, die Grundlagen in einem Studio praktisch zu erlernen und auch um spüren zu können, ob der Beruf den Vorstellungen entspricht, ob natürliches Talent vorhanden ist und
natürlich auch, ob der_die jeweiligen Sprecher_in Freude daran hat.
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