Sprecherausbildung Mediensprechen

"Ein letztes Mal !" – Die Fassung nach der letzten Fassung

Der zweite Studiotag

von Katrin Boers

 

Es ist der zweite Studiotag für die angehenden Mediensprecher und Sprecherinnen des Jahrgangs 16/2 und es ist die letzte gemeinsame Workshop-Einheit der Ausbildung – aber für Wehmut ist kein Platz. Wir freuen uns auf einen weiteren Tag in den Convoi Studios von Tom Blankenberg und er freut sich auf uns. Das Studio scheint schon altbekanntes Terrain. Keiner ist mehr richtig nervös, alle wollen ran ans Mikrofon. Heute gibt es einen Ausflug in Texte aus Werbung, Videospiel und Literatur.

Birgit und Ulrich starten und legen gleich los als Ehepaar. Birgit säuselt „Schaaatz!“ und will mit dem Gatten shoppen gehen. Ulrich weiß nicht, ob Weihnachten, ihr Geburtstag oder doch nur Montag ist. Was für ein Spaß. So sollte Werbung immer sein!

Miriam und Sabine geben beste Freundinnen und haben die Haare schön. Katja hingegen hat die Haare gar nicht schön, sondern pumuckel-orange und gibt sehr überzeugend die Verzweifelte. Und als Ulrich und Sven hinters Mikro treten, sind wir alle sofort in der Düsseldorfer Altbierkneipe als Loriot bei "Herrn" Köbes ein "Aaalt" trifft. Das macht hinterm Mikro Riesenspaß, aber auch wir als Zuhörer kriegen bald Bauchschmerzen vom Lachen. Und Tom hört alles, jede Nuance und ist selbst unersättlich: „Ach, du machst noch eine, haste gesagt?!“ Stimmen klingen glockig, mit viel Volumen untenrum, es gibt kicksige Blumen im Regenbogenland und textloses Ausflippen. Nach der Werbung, kommen Texte für Games und Videospiele. Das macht auch Spaß. Da dürfen alle mal richtig übertreiben und Gas geben.

Sven wird hinterm Steuer zu Hulk, Miriam macht uns als Hexe richtig Angst und ihr Textblatt nass. Katja verwandelt sich in ein niedliches Tierchen und Birgit in ein böses Tierchen – aber gentlewoman-fies. Sabine trillert als entzückende Fee in unsere Ohren und Ulrich gibt einen ölbeschmierten Mechaniker. Tom lockt immer wieder andere Fassetten aus uns raus: „Einen haben wir noch!“

Bei der Literatur feilen wir weiter. Sven hat sich die Kindergeschichte „Raupe Nimmersatt“ ausgesucht. Die ist erst so cool, dass weibliche Teenager Schlange stehen würden. Aber Tom will eine Gute-Nacht-Fassung für kleine Kinder: „ich will Spannung, die drei Jahre alte Kinder verkraften und weniger diese kopfloser-Mann-Lagerfeuer-Spannung!“ und er kriegt sie. Aus dem Bruce-Willis-Ei wird ein ganz kleines, niedliches Ei, aus dem die winzige Raupe Nimmersatt schlüpft. Ulrich lässt uns wahre Bühnenluft schnuppern, Katja wird zur Detektivin, Miriam und Sabine erklären uns mit Tucholsky das Wunder der Gleichzeitigkeit und Birgit spricht wahrhaft über Männer mit Speck am Hals in Unterhosen.

Alle liefern richtig ab und niemand lässt nach, auch wenn Tom immer noch die letzte Fassung nach der letzten Fassung will. Eine wirklich großartige Vorbereitung auf zukünftige Studioarbeit. Es ist, als wären lauter gutgelaunte Stimm-Chamäleons in einem Raum.