Ein bisschen Zoo, erster Körperkontakt und ganz viel Atem

Der erste Wochenendworkshop für die zehn Neuen der Sprecherausbildung Mediensprechen 16/2 startet – zwei Tage lang geht es um Körper, Atem und Stimme - und alle sind froh, dass sie bei den ersten Übungen erst mal herzhaft gähnen dürfen. "Das bringt Wohlspannung", erklärt Trainerin Sandra und gähnt genüsslich vor. Es steckt an und bald gähnen alle um die Wette, bis Nasen laufen und Tränen fließen. Eine Runde Taschentücher für alle und weiter gehts.
Nach dem Gähnen gibt es den Kennenlern-Erstaufnahme-Kontakt. Dem Gegenüber seinen Namen sagen, kann schwieriger sein, als viele denken. "Was macht dein Atem dabei?" - diese Frage beschäftigt uns das ganze Wochenende. Dann wirds richtig aktiv, Hände werden geschüttelt, Füße berühren sich wie bei einem Tanz und es wird kräftig abgeklatscht.
Diese ersten Übungen verursachen noch viele Fragezeichen in den Gesichtern der Teilnehmer_innen, "aber", beruhigt Trainerin Sandra, "es führt euch zu eurem Atem". Der soll die ganze Zeit fließen, was am besten geht, wenn der Unterkiefer locker hängt. Eine echte Herausforderung und Sandra erinnert immer wieder daran und sofort klappen zehn Münder auf.
Der erste Workshop will den angehenden Mediensprechern ihr Instrument näher bringen: ihren Körper, ihren Atem, ihre Stimme. Das Ziel ist eine lebendige Wachheit, die perfekt fürs Sprechen ist. Das wird auch durch Bilder erzeugt und durch tierische Vergleiche: die Teilnehmer_innen verwandeln sich in Katzen, Schlangen, Pferde, Hasen, Tiger, Adler, Frösche und Flummis oder auch in Matrosen auf einem Schiff in sturmgepeitschter See. Körper springen, werden herumgewirbelt, gedehnt, gefaltet und auch mal entspannt. Wie wir dabei aussehen, wird immer mehr zur Nebensache.
Ungewöhnliche Erkenntnisse stellen sich ein: Wie schwer z.B. ein Arm sein kann. Das erfahren die Teilnehmer_innen, als sie in Zweierteams, den Arm des anderen hochheben sollen.
Währenddessen soll der Partner seinen Arm locker hängen lassen und nicht mithelfen. Sich führen lassen und komplett die Kontrolle (und sei es nur über einen Arm) loszulassen, ist eine wirklich harte Nuss. Auch ein menschlicher Kopf wiegt eine Menge und beim vorsichtigen Anheben das Kopfes des Partners/der Partnerin ist Vertrauen und Vorsicht auf beiden Seiten wichtig.


Am zweiten Tag kommen zu Körper und Atem auch die Stimme dazu. Sandra braucht uns schon nicht mehr so oft an den fleißenden Atem und den gelösten Unterkiefer zu erinnern. Erster Muskelkater stellt sich ein und auch die erste Idee, wie unser Instrument vielleicht bald funktioniert. Als bei den Übungen Klang zum Atem dazukommt, hallt der Raum bald von ganz viel befreitem Atem und lauten Seufzern.
Am Ende des Workshops ist die Luft aus dem Übungsraum komplett weggeatmet, alle sind wohlig erschöpft, aber auch zufrieden. - So kann es in fünf Wochen weitergehen.
Eure Katrin Boers
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