Mit allen unseren Sinnen
Die Teilnehmer der Sprecherausbildung Mediensprechen haben mittlerweile viele Übungen gelernt, die es ihnen ermöglichen Körper, Atem und Stimme gleichermaßen zu aktivieren. Am vergangenen Wochenende standen nun die Themen Sprechtechnik und Textarbeit im Vordergrund.

Babys können ausdauernd, mitunter stundenlang schreien, ohne heiser zu werden. Da fragt man sich als Erwachsener schon mal – wie schaffen die das bloß? Ganz einfach – weil sie natürlich atmen. Direkt nach der Geburt atmen wir noch ganz natürlich, der Körper nimmt sich genau die Luft, die er zum Sprechen – oder eben Schreien – braucht. Aber im Laufe der Jahre schleichen sich bei den meisten Menschen ein paar Dinge ein, die dieser natürlichen Atmung im Wege stehen. Und das ist beim Sprechen sehr unerwünscht. Deutlich hörbare Einatmer zum Beispiel. Unser Ziel als angehende Sprecher muss es also sein, den natürlichen Atemimpuls wieder zu trainieren. Also richtig zu atmen, ohne groß darüber nachzudenken. Beim Schlafen geht das ganz automatisch – aber gerade beim Sprechen gelingt das vielen Menschen nicht so ohne weiteres. Das setzt auch eine gewisse Offenheit voraus – sowohl eine körperliche Offenheit als auch eine geistige Wachheit. Zum Sprechen benutzen wir im Idealfall alle unsere Sinne! Mit einfachen Wahrnehmungs- und Atemübungen kamen unsere Teilnehmer schon am ersten Tag dieses Wochenendes der Wachheit ein ganzes Stück näher.
Bei der Textarbeit ging es dann natürlich um die korrekte Aussprache. Übrigens ein Feld, auf dem sich manche Überraschung erleben lässt („Ach! Das spricht man gar nicht so?“). In der Alltagsprache haben sich manche Fehler eingenistet, die so häufig gemacht werden, dass sie fast schon als normal gelten könnten. Aber weit wichtiger noch als die Aussprache, das wurde allen schnell klar, ist die überzeugende Ansprache . Wie muss ich denn einen Text lesen, damit ich die volle Aufmerksamkeit meiner Zuhörer gewinne? Wie kann ich ein Feuer so beschreiben, dass der Hörer die knisternden Holzscheite regelrecht vor Augen hat? Nach zwei Tagen intensiver Praxisarbeit waren wir alle wieder ein ganzes Stück schlauer und haben nun eine noch bessere Vorstellung davon, was die Arbeit eines guten Mediensprechers ausmacht. Die Reise geht weiter…